Wallende bunte Kleider und kunstvoll gewickelte Turbane – das ist in der Regel das Bild, das sich einem Reisenden in der Region Kurdistan offenbart und das sich so wunderbar in die geschäftigen Städte und die umliegende Landschaft fügt. Die detailverliebten, traditionellen Kleidungsstücke werden zwar auch im Alltag gerne getragen, bei festlichen Anlässen, wie etwa Newroz, kommen sie aber besonders zur Geltung.
Schicht für Schicht
Die traditionelle kurdische Kleidung für Frauen setzt sich aus mehreren Schichten zusammen. Begonnen wird mit einer weit geschnittenen Hose (Awal-krass), die aus einem besonders dicken Stoff (Surma) hergestellt wird. Manche dieser Hosen sind mit auffälligen Mustern bedruckt, andere sind schlichter gehalten. Über die Hose werden ein dünnes Unterkleid (Zher-krass) und ein Kleid (krass) getragen. Letzteres wird in der Regel aus Chiffon oder Seide genäht und fällt durch seine lockeren Ärmel, die der Form eines Dreiecks ähneln, besonders auf. Auch hier entscheiden sich manche Frauen für gemusterte Stoffe und aufwändige Stickereien, während andere lieber zu neutralen Farben greifen. Ein Gürtel rundet das Outfit ab und sorgt für eine schöne Taille.
In den heißen kurdischen Sommern greift man zusätzlich zu einem kurzen Bolero (Helak). Im Winter hingegen wird gerne ein Mantel (Kawa) aus einem speziellen Stoff (Gurun) getragen. Früher wurden die langen Mäntel zusätzlich mit Baumwolle gefüttert, um sich vor der Kälte zu schützen. Bei der Arbeit hob man die Enden des Mantels an und steckte sie seitlich in die Taschen – so wurde das kostbare Kleidungsstück vor Nässe und Schmutz geschützt. Die traditionelle Kleidung für Frauen wird heute gerne mit modernen Elementen ergänzt und verschiedenste Designer kreieren maßgefertigte Mode für kurdisches Publikum.
Ein Ausdruck der Regionalität
Die traditionelle Kleidung für kurdische Männer besteht ebenfalls aus mehreren Schichten, unterscheidet sich in Farbe und Material aber stark je nach Herkunftsregion. Allgemein wird üblicherweise ein Ranku Choxa getragen, eine Komposition aus einer weiten Hose, einem Hemd und einer Jacke. Anschließend wird ein breiter Gürtel aus Stoff darüber gebunden. Für kalte Tage gibt es darüber hinaus noch eine dickere Jacke aus Schafs- oder Baumwolle.
Unverwechselbar sind außerdem die Turbane, die in ihrer Farbe und Wickeltechnik ebenfalls stark nach Gegend variieren. Kurdische Gewänder können keinesfalls von der Stange gekauft werden. Jedes Outfit wird beim Schneider maßgenommen – Einzelstücke sind also garantiert.