Die Regionalregierung Kurdistan-Irak bittet um sofortige und direkte Hilfe, um eine humanitäre Katastrophe aufgrund eines massiven Mangels an Unterbringungsmöglichkeiten und medizinischer Versorgung für Zivilisten, die aus Mossul fliehen, zu vermeiden. Die Regionalregierung hat beherbergt und unterstützt Binnenvertriebenenicht nur seit Beginn des Krieges in Syrien, sondern leitet auch die humanitäre Planungund Beratung für die Mobilisierung von Ressourcen. Ziel dieses Berichtes ist es, die internationale Staatengemeinschaft darauf aufmerksam zu machen, dass eine humanitäre Katastrophe bevorsteht und zusätzliche Ressourcen dringend bereitgestellt werden müssen, um die hohe Belastung für die Region tragen zu können.
Die Regionalregierung Kurdistan-Irak kämpft mit der Versorgung von zehntausenden Zivilisten aus Mossul, die aufgrund der andauernden Militäroperation zur Befreiung der Stadt von den Terroristen des Islamischen Staates, fliehen mussten. Hinzu kommen weitere 1,8 Millionen Menschen die bereits geflohen sind. Der dramatische Anstieg von schwer verletzten Menschen überflutet die Krankenhäuser der Region und überfordert den bereits strapazierten Gesundheitssektor. Die entsprechenden durchzuführenden Sicherheitsvorkehrungen für ankommende Binnenvertriebene und die Gewährleistung der internen Sicherheit für die Binnenvertriebenen im Land wächst ununterbrochen. Sowohl der Umfang als auch die Komplexität werden bald die technischen und personalspezifischen Kapazitäten überschreiten.
Seit Beginn der Operationen am 17. Oktober 2016 und am 28. Januar 2017 mussten mehr als 195,000 Menschen ihre Heimat Mossul und die Umgebung der Stadt verlassen. Die neusten Daten der Regionalregierung zeigen, dass mehr als 96,000 dieser Binnenvertriebenen in Erbil und Duhok versorgt werden.
Während der militärischen Planung und den Vorbereitungen zur Offensive für die Befreiung des westlichen Teils der Stadt Mossul, wird geschätzt, dass in etwa noch eine halbe Million Menschen in vom IS kontrollierten Gebieten lebt. Die Mehrheit der Menschen wird mit Beginn dieser Offensive fliehen und auf lebensrettende Unterstützung und Maßnahmen angewiesen sein. Auch die Befreiung des östlichen Teils der Stadt ist noch nicht abgeschlossen und täglich kommen aufgrund der humanitären und sicherheitspolitischen Lage Menschen in die Region Kurdistan um Zuflucht zu suchen.
HINTERGRUND:
Die Region Kurdistan Irak beherbergt mehr als 1,8 Millionen Menschen die vor Gewalt geflohen sind; 97% sind syrische Flüchtlinge und 40% binnenvertriebene Iraker, die aufgrund des andauernden Kriegs in Syrien, dem Genozid durch den Islamischen Staat und den andauernden Operationen um die Gebiete,die noch unter Kontrolle der Terrororganisation sind, zu befreien.
Binnenvertriebene kommen oftmals mit körperlichen und seelischen Wunden in der Region an. Vor Beginn der Operation zur Befreiung Mossuls wurden Flüchtlinge und Binnenvertriebene in den überfüllten Krankenhäusern der Region kostenfrei behandelt.
Die Streitkräfte der Peschmerga haben zehntausende Quadratkilometer vom IS befreit, inklusive wichtiger Städte und Straßen. Somit haben sie ein wichtiges Fundament in der Offensive zur Befreiung Mossuls bereit gestellt. Diese Leistungen wurden allerdings mit einem hohen Preis bezahlt. 1,600 Kämpfer der Peschmerga verloren ihr Leben, 10,000 Kämpfer sind schwer verletzt. Darüber hinaus leidet die Region unter einer finanziellen Krise aufgrund der Kriegskosten, der humanitären Krise, dem Zusammenbruch der Ölpreise und der verfassungswidrigen Entscheidung der Regierung in Bagdad, die Anteile der Region Kurdistan am irakischen Staatshaushalt vorzubehalten. Als Resultat bekommen viele Angestellte der Region ihre Gehälter zu spät ausgezahlt oder leiden unter Sparmaßnahmen bei ihren Pensionen. Dies hatte auch einen negativen Effekt auf die Soldaten der Peschmerga an der Front und Beamte, die in der humanitären Krise unterstützen. Darüber hinaus ist die Arbeitslosenrate von 3% im Jahr 2013 auf 14% im Jahr 2016 angestiegen.
GESUNDHEITSSYSTEM:
Die Krankenhäuser der Region Kurdistan sind nicht in der Lage ausreichende medizinische Versorgung für den Zufluss an verletzten Soldaten der irakischen Armee sowie der Peschmerga und tausenden Zivilisten bereitzustellen. Es fehlt an Intensivstationen, Betten und medizinischem Zubehör um alle medizinischen Notfälle zu versorgen. Seit den Militäroperationen vom 17.Oktober 2016 wurden mehr als (10340) verletzte Zivilisten in Krankenhäuser der Region Kurdistan gebracht; (2340 im Bezirk Dohuk und 8000 im Bezirk Erbil). Darüber hinaus müssen auch die verwundeten Soldaten der Peschmerga sowie der irakischen Armee versorgt werden. Ohne die sofortige internationale Unterstützung zur Ausweitung der medizinischen Kapazitäten, könnte die Region in eine humanitäre Katastrophe schlittern.
Die Schwierigkeit bei der Versorgung der Flüchtlinge liegt an der finanziellen Krise und der unzureichenden medizinischen Versorgung. Durch die Finanzkrise hat die Regionalregierung große Probleme die Gehälter der Bediensteten zu bezahlen was sich auch negativ auf das medizinische Personal der Region auswirkt. Qualifiziertem medizinischem Personal ist es nicht möglich lange Schichten zu arbeiten, welche allerdings aufgrund des massiven Zuflusses von Binnenvertriebenen notwendig wären.
SCHUTZRAUM:
Durch die Unterstützung des irakischen Ministeriums für Migration und Vertriebene (MoDM) und dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) hat die Regionalregierung Kurdistans in Dohuk und Erbil fünf Notfallunterkünfte für Neuankommende aus Mossul errichtet. Die fertiggestellten Unterkünfte sind bereits voll besetzt und beherbergen über 26,000 Familien und 96,000 Menschen; mit der Unterstützung des MoDM und ihren Partnern werden weitere fünf Unterkünfte fertiggestellt, um mehr Platz für den fortlaufenden Zustrom an Binnenvertriebenen aus Mossul zu schaffen.
Die Region ist nur mehr in der Lage in etwa weitere 10,000 Familien aufzunehmen sobald die Camps fertiggestellt werden. Auch nach der Befreiung des Ostteils der Stadt werden täglich mehr als 1000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Ohne die Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft werden hunderttausende Binnenvertriebene den kalten Winter im Freien verbringen, was unerträgliches Leid und den Tod vieler Menschen verursachen wird.
Trotz eines gemeinsamen humanitären Plans welcher im Juni 2016 für die Region Ninawa erstellt wurde und der ständigen Bitte um Unterstützung an Bagdad, Organisationen der Vereinten Nationen und Spendern, hat die KRG keine direkte finanzielle Unterstützung für die Behandlung der Verletzten aus Mossul erhalten. Die KRG deckt alle operationellen, administrativen und sicherheitspolitischen Kosten der Unterkünfte und Auffanglager, welche sich auf mehr als 3,5 Millionen USD pro Monat belaufen. Um den Binnenvertriebenen weitere Hilfe zu ermöglichen wird dringende finanzielle und technische Unterstützung von internationalen Partnern benötigt.
SICHERHEITSBEDENKEN:
In Kooperation mit der irakischen Regierung und humanitären Partnern, hält die KRG auch weiterhin ihre humanitären Prinzipien der Unabhängigkeit zum Schutz von Menschenleben aufrecht und wird das Wohl der Binnenvertriebenen, inklusive der Bereitstellung von sicheren Durchgängen, damit die Zivilisten sichere Gebiete leichter erreichen können. Die Streitkräfte der Peschmerga haben tausende Quadratkilometer vom IS befreit und dutzende Dörfer in der Ninawa Ebene gesichert, befreit und neu besiedelt.
Da die Binnenvertriebenen, die in der Region Kurdistan ankommen, mehr als zwei Jahre unter der Herrschaft des Islamischen Staates gelebt haben, ist es besonders wichtig, entsprechende Sicherheitsuntersuchungen durchzuführen, bevor die Flüchtlinge in den Camps aufgenommen werden. Diese Aufgabe ist sehr komplex und zeitaufwendig und da der Andrang an Binnenvertriebenen laufend steigt, sind die Sicherheitsorgane der KRG besorgt, dass die Aufgaben ihre Kapazitäten überschreiten könnten.
Darüber hinaus hat der vom IS verursachte Genozid im Irak das Vertrauen innerhalb der verschiedenen ethischen und religiösen Gruppen missbraucht, welche ihre Heimat an die Terrororganisation verloren haben, weshalb ist die Bereitschaft zur Rache relativ hoch ist. Dies zu verhindern ist eine der Prioritäten der KRG, benötigt allerdings internationale Unterstützung.
Seit Beginn des Krieges in Syrien, hat die KRG Binnenvertriebene in der Region aufgenommen. 1,8 Millionen vertriebene Syrer und Iraker repräsentieren einen Anstieg von 32% der Bevölkerung der Region. Die Operationen zur Befreiung Mossuls haben 195,000 Menschen vertrieben und die Zahl steigt täglich. Die Verantwortung, sich um diese Menschen zu kümmern, liegt bei der KRG, der irakischen Regierung und der internationalen Gemeinschaft.
Die KRG hat nicht nur Binnenvertriebene unterstützt, sondern auch die Führung in der Planung eines humanitären Plans ermöglicht. Das Ziel dieses Berichtes ist es, die internationale Gemeinschaft auf eine drohende humanitäre Katastrophe und auf zusätzliche benötigte Ressourcen und Hilfe aufmerksam zu machen, um diese Schwierigkeiten bewerkstelligen zu können.
Hiermit rufe ich alle Partner, die irakische Regierung, alle Geberländer sowie Mitglieder der Internationalen Koalition mit Dringlichkeit dazu auf, finanzielle Mittel, Material und technische Unterstützung direkt der KRG zur Verfügung zu stellen, um das menschliche Leiden zu verringern. Dringende finanzielle Unterstützung ist äußerst wichtig für die Institutionen der KRG, um effizient und effektiv auf den massiven humanitären Notfall zu reagieren, der gerade dabei ist sich weiterhin zu entfalten.
Karim Sinjari
Minister für innere Angelegenheiten
Regionalregierung Kurdistan-Irak